Nachhaltige Entwicklung bedeutet für uns, den Bedürfnissen der Gegenwart zu entsprechen, ohne künftige Generationen in ihrer Fähigkeit zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu verwirklichen. Durch unser verantwortungsvolles Handeln wollen wir in kleinen Schritten dazu beitragen, dass die Welt für kommende Generationen lebenswert bleibt. Kurz gesagt, unser Handeln soll enkeltauglich sein. Dabei balancieren wir zwischen den unterschiedlichen Forderungen der Nachhaltigkeit und streben ein Gleichgewicht der Interessen an. Wir übernehmen Verantwortung in allen Bereichen der Nachhaltigkeit und tragen damit zu einer sozialen, ökologischen, ökonomischen und emotionalen Entwicklung unserer Unternehmung und ihrer Umwelt bei. In unserer Branche wollen wir führend sein und Masstäbe bezüglich Unternehmensverantwortung setzen. Dies ist auch stimmig mit unserer Innovations- und Pionierrolle, welche seit Generationen gelebt wird. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte von Cave du Rhodan war der Start der Umsetzung eines biodynamischen Weinbaus – die erste und einzige Parzelle im Sinne der Biodynamik im Oberwallis entstand 2007 bei uns.
Biodynamischer Weinbau
Ein weiteres Beispiel unserer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie und unseres Innovations- und Pioniergeistes ist der Startschuss zum biodynamischen Weinanbau im Jahr 2007 im Orte genannt Trong. Es war die erste und einzige biodynamische Parzelle im gesamten Oberwallis. Aber getreu unserem Motto „Aus der Tradition der Zukunft voraus“ wollten wir auch in diesem Bereich eine Pionierrolle übernehmen. Der Entscheid jedoch, weitere Parzellen umzustellen, ist schon lange gefallen. Mittlerweile bewirtschaften wir sämtliche Parzellen hinsichtlich Pflanzenschutzes biologisch, den grössten Teil auch hinsichtlich Bodenbearbeitung.
Was ist biodynamischer Weinbau?
Biodynamischer Weinbau ist eine Grundeinstellung des Winzers. Wie geht er mit den vorhanden Ressourcen um, welche Einstellung hat er zum Umfeld (Mitarbeitenden, Mitbewerber, Mitmenschen etc.), wie bewirtschaftet er sein Unternehmen. Und somit zum Fazit: Es gibt nicht die Antwort zum biodynamischen Weinbau. Selbstverständlich gibt es ein paar Grundregeln und must’s, welche man beherrschen kann. Die Basis bleibt eine fundierte Ausbildung im Weinbau – oder noch besser in der Landwirtschaft. Etliche Winzer haben leider in den letzten 20 Jahren das Know-How betreffend Boden, Kompost, Mist etc. in den Hintergrund verdrängt. Zusammengefasst geht es nicht mehr primär darum, Bioweine zu produzieren, sondern einen gesunden Betrieb zu führen.
Aber nun doch ein bisschen konkreter:
Reben: Die Klimaerwärmung bringt einige Herausforderungen mit sich. Der biodynamische Weinbau liefert diesbezüglich einen absolut zentralen Punkt: Die phenolische Reife und Zuckerreife treffen schlussendlich besser aufeinander. Das heisst: Zuckerreife wird nach hinten verschoben, die phenolische Reife nach vorne. Was heisst das für mich als nichtkenner? Schmeckt er besser? Länger haltbar? Auch gerade deshalb bevorzugen immer mehr Spitzenweingüter in ganz Europa die Biodynamik. Schlussendlich war das auch für mich damals einer der Hauptgründe, den Versuch mit der Biodynamik zu starten!
Bewässerung: Tropfbewässerungssystem um das Wasser effizient zu nutzen.
Bodenbearbeitung: Wir arbeiten mit Ouessant-Schafen, welche nach der Ernte bis zum Austrieb in den Reben sind und vor allem auch rund um den Rebstock gute Arbeit leisten. Zudem bringen sie positive Energie und weiteres Leben in den Rebberg. Nicht zu unterschätzen ist der tägliche Aufwand zur Betreuung der Vierbeiner.
Düngung: Der wichtige Hummusanteil ist sehr gering und die Ausbringung von Mist ist in unseren Lagen sehr schwierig und mit viel Handarbeit verbunden. Seit 2015 haben wir unsere eigene Wurmerdanlage und machen somit unseren eigenen Kompost.
Pflanzenschutz: Beim Pflanzenschutz hingegen gibt es ein klares und deutliches Fazit: An unseren Standorten ist der biologische Pflanzenschutz geeignet. Selbstverständlich braucht es die notwendige Sensibilisierung, Beobachtung und Erfahrung. In Jahren mit hoher Fäulnisanfälligkeit war die Herausforderung grösser, der Schaden jedoch gegenüber IP-Pflege nicht anders. Dabei waren selbstverständlich auch die Tee-Spritzungen (vor allem Brennesseltee und Schachtelhalm) sehr wichtig.
Im Keller: Sind die gesunden Trauben einmal im Keller, dann ist die Vinifikation angesagt. Die biologische Arbeitsweise (u.a. auch die Vorschriften von Bio Suisse) ist nicht spektakulär, wenn man sich gewohnt ist, ein Kulturprodukt im Sinne eines Artisanal und nicht eines Industrieproduktes zu vinifizieren. Wir arbeiteten direkt mit Spontangärung, was vor allem bei Kleinstmengen schwierig ist. Wir haben gelernt, wie man Gärstockungen durch Singen wieder starten kann. Auch gelernt haben wir, dass gewisse Weine in ihrer Entstehung einfach mehr Zeit brauchen. „Der Wein ist dein Freund – lass ihm Zeit, er wird es belohnen“. Was relativ einfach umsetzbar war ist die Berücksichtigung der Mondkonstellation in den diversen Arbeiten wie Filtration und Abfüllung. Bei der Vinifikation verwenden wir keine Hilfsmittel wie Gelatine, Magermilch oder Eiweiss, weshalb unsere Terroir-Weine alle vegan sind.
Sind die biodynamischen Weine besser?
Nun aber zur alles entscheidenden Frage vieler Skeptiker, Weinjournalisten, Kunden und natürlich Winzerkollegen: Sind denn die Weine auch besser? Und die Antwort lautet natürlich – wie könnte es anders sein – nein. Sie sind anders. Diesbezüglich gibt es aber auch eine sehr interessante Langzeitstudie mit Blinddegustationen in Geisenheim von Georg Meissner. Festgestellt wurde:
1. Die Weine sind lagerfähiger
2. Die Weine sind – einmal offen – länger vor Oxidation geschützt
3. Die Weine weisen allgemein höhere Säurewerte auf als die Vergleichsweine
Unser Fazit seit dem Beginn im Jahr 2007
Bereits nach den ersten Jahren war für uns klar, dass es nicht bei der ersten Parzelle bleiben wird. Hemmschuh waren die Anfangsschwierigkeiten beim Wachstum, die Überzeugungsarbeit bei langjährigen Mitarbeitenden und die Prioritäten im operativen Geschäft. Es braucht Zeit, Geduld und vor allem die Überzeugung, dass es eine gute Sache ist. Aus Marketinggründen sollte man sich das nicht antun, es wäre auch zum Scheitern verurteilt.
Für uns war es ein Riesengewinn, dass neben den ganzen Erfahrunfgen sehr schöne Kontakte europaweit mit vielen Spitzenwinzern aus der biodynamischen Szene entstanden sind. Nur schon alleine die Begegnungen mit diesen Persönlichkeiten sind es wert, so viel Herzblut, Zeit und Geld zu investieren.
Anspornen können wir Winzerkollegen damit, dass es viele Wege zur Umsetzung gibt. Je nach Dozent, je nach Region wird der biodynamische Weinbau anders praktiziert. Gut so – jeder sollte sich selbst standort- und betriebsspezifisch die Lösung definieren. Sektiererisches Umsetzen bringt nicht den gewünschten Erfolg. Die wichtigsten Grundsätze müssen beachtet werden – der Rest ist die eigene Erfahrung und Beobachtung.